Neues hydraulisches Rettungsgerät


Brandschutz, Katastrophenschutz und allgemeine Hilfe: Die Aufgaben der Feuerwehren.
Diese großen Felder bedürfen nicht nur ständigen Trainings, sondern auch Flexibilität in der Herangehensweise an sich ständig verändernde Gegebenheiten.

Im Bereich der Brandbekämpfung waren hauptsächlich taktische Anpassungen und nur im relativ kleinen Umfang neue Technik erforderlich. Hierfür waren in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich die Beschaffenheit und Umfang der Möblierung, als auch neue Bauteile und Baustoffe ausschlaggebend.

Im Bereich der Allgemeinen Hilfe, insbesondere der Technischen Hilfeleistung nach Verkehrsunfällen, sieht es ähnlich aus. Durch die ständige Weiterentwicklung von Kraftfahrzeugen muss die Rettungstaktik, gleichermaßen aber auch die vorgehaltene Technik angepasst werden. Dies aber in erheblich kürzeren Abständen, als im Bereich der Brandbekämpfung erforderlich.
Nicht nur durch diesen Umstand, sondern auch durch natürlichen Verschleiß müssen einzelne Komponenten der bei den Mühltaler Feuerwehren vorgehaltenen hydraulischen Rettungssätze immer wieder ausgetauscht werden.
Diese Sätze sind nicht etwa einfach nur doppelt vorhanden, sondern ergänzen sich gegenseitig und bieten zudem eine sofort verfügbare Ausfallreserve für den Fall eines Defekts während der Rettungsarbeiten. Ein Grund hierfür kann z.B. sein, dass sich ein Schneidgerät an modernen Karosserien förmlich „die Zähne ausbeißt“. Nicht immer kann dieses Risiko durch eine alternative Taktik umgangen werden.

Das neue Spreizgerät SP 555, das mittlere Spreizer-Modell der Firma Lukas, ersetzt seinen etwa 10 Jahre alten Vorgänger auf dem HLF 20/16 der FF Mühltal / Nieder-Ramstadt.

Die maximale Spreizkraft ist mit 658 kN deutlich höher als die des alten Geräts mit maximal 230 kN.
Das Gewicht des neuen Geräts ist mit 16,2 kg gegenüber dem alten Gerät jedoch um 3,4 kg reduziert. Somit wird die Arbeit erleichtert, denn trotz aller ergonomischen Kniffe ist eine technische Rettung je nach Karosserie-Verformung und Patientenzustand sehr kräftezehrend.

Mit dem Spreizgerät kann eine Öffnung von 72 cm geschaffen werden. Um diese dann auf bis zu 150cm zu vergrößern, kann der mit 63cm Länge dort hinein passende Teleskoprettungszylinder des HLF eingesetzt werden. Auf diese Voraussetzung wurde bei der Beschaffung Wert gelegt.

Weiterhin ist ein Kettensatz vorhanden, welcher bei geöffneten Spreizer-Armen an den Spitzen adaptiert wird. Somit ist es durch Zusammenfahren der Arme möglich, einen Zug mit einer Kraft von 58 kN über einen Weg von 57cm auszuüben und auf diese Weise Teile vom Körper eines Eingeklemmten weg zu ziehen.

Die Spitzen des Spreizgeräts sind zudem nun mit Zähnen ausgestattet, die sich in das zu spreizende Material hinein klemmen und somit ein Abrutschen verhindern sollen.

Wir hoffen, dass das neue Gerät nur bei Übungen zum Einsatz kommen muss.

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Text: Tim Lauer
Bilder: Tim Lauer/Mathias Erzgräber